Das 230V Bordnetz im Wohnmobil
Basics
Leitungen
Alle im Womo verbauten Leitungen sind flexible Einzel-Leitungen nach der Spezifikation H07V-K. Für die 230V Installation im Querschnitt 2,5mm². Damit ist man immer auf der sicheren Seite. Farben sind schwarz, blau und grün-gelb. Hierbei führt schwarz die „Phase“, oder den L-Leiter. Blau ist der „Nullleiter“, der N-Leiter. Grün-gelb ist „Erde“, der Schutzleiter. Flexibel ist im Womo vorgeschrieben.
1,5mm² reichen eigentlich völlig aus, da dies die Spezifikation für 16A ist. Aber eben auch nur, wenn vor jedem Verbraucher eine Sicherung sitzt. Trotzdem wird es eher selten vor kommen, dass man diese 16A überhaupt ausnutzen kann, da z.B. auf den meisten Camping-Plätzen in Zentral-Europa nur mit 10A eingespeist wird, im Süden noch weniger. Es besteht allerdings ja auch die Möglichkeit, dass man privat steht und von dort Strom bezieht, und diese Hausversorgung ist in der Regel mit 16A im Betrieb. Fakt ist, mit 2,5mm² kann man getrost ruhig schlafen, die fackeln nicht ab.
Sicherungen
Die Sicherungen werden per Hutschienen-Montage in einem geeigneten Sicherungskasten montiert, wie man das auch von zu Hause kennt. Die Größe des Kastens und die Anzahl Sicherungen richtet sich nach der Anzahl Verbraucher. Was immer drin sein muss, ist ein FI und eine Hauptsicherung, in unserem Falle eine 16A Sicherung. Alle anderen Sicherungen sind bei uns 12A, respektive 10A. Eine A+++ Waschmaschine zieht etwa 550W, das sind rund 3A, wobei der Anlaufstrom in der Regel höher liegt.
Am FI werden die Einspeiseleitungen Schwarz und Blau unten angeschlossen, grün-gelb der Einspeiseleitung läuft direkt auf die andere Verteilerleiste. Blau läuft dann von der oberen Seite des FI auf die Verteiler-Leiste und von dort ohne Sicherungen zu den Verbrauchern, wie auch die grün-gelbe. Innerhalb des Verteilerkastens sind alle Leitungen, abgesehen von den Abgängen zu den Verbrauchern in 6mm².
Vom FI geht die L-Leitung von oben zur Haupt-Sicherung unten hinein. Von der Hauptsicherung oben geht eine Leitung zur ersten Sicherung unten. Von dort aus werden ebenfalls unten alle Sicherungen mit kurzen 6mm² Leitungen untereinander verdrahtet. Oben gehen dann die Leitungen im Dreierpack in 2,5mm² zu den einzelnen Verbrauchern.
ALLE Leitungen im Sicherungskasten sind mit passenden Aderendhülsen zu versehen.
- Aderendhülse 2,5mm²
- Aderendhülse 6mm²
Somit steht die Verkabelung des Sicherungskastens.
Überspannungsschutz
Dieser wird zwischen der Landstrom-Zuleitung und dem Umschaltgerät geschalten. Dieser ist inzwischen Pflicht.
230V Verbraucher
In unserem Falle haben wir nicht viele direkte 230V Verbraucher. Im Einzelnen sind das:
- Waschvollautomat Privileg PWF X 74 A+++
- Engel Kühlschrank
- Batterie-Ladegerät
- Außensteckdose
An der Stelle sei vermerkt, die Waschmaschine ist purer Luxus und nimmt wichtigen Platz weg, aber die Dame des Hauses…
Der Engel-Kühlschrank könnte auch mit 12V betrieben werden, aber die Kühlleistung ist dann ziemlich mau.
Das Ladegerät ist eine sinnvolle Ergänzung, um die Batterien auch mit Landstrom laden zu können.
Eine Außensteckdose ist zwar auch nicht zwingend notwendig, aber so hat man im Bedarfsfall eben auch außen „Landstrom“.
Landstrom Einspeisung
In die Außenhaut des Wohnmobils wird eine Öffnung geschnitten und eine CEE Wohnmobil-Steckdose verbaut. CEE deshalb, weil so gewährleistet ist, dass die Strom-leitende Ader immer über die Sicherung läuft. Den Verbrauchern wäre es egal, aber den Sicherungen nicht. Abgesehen davon ist es vorgeschrieben.
An der Stelle sei darauf hin gewiesen, dass wenn man Strom von privaten Steckdosen ohne CEE-Anschluss zieht, dies verboten ist. Juckt nur niemanden. Aber was man zwingend tun sollte, ist den Stecker so herum einzustecken, dass eben der L-Leiter so geführt wird, dass dieser dann über die Sicherungen läuft. Das Anschlussschema bei CEE ist vorgeschrieben, bei Haussteckdosen jedoch nicht. Das handhabt jeder Elektriker anders. Ergo ist es sinnvoll, einen Stromprüfer dabei zu haben, um die Belegung zu checken. So kann man den Haushaltsstecker richtig herum einstecken.
In den CEE Steckern, Kupplungen und Wanddosen ist erkennbar, wo welche Leitung verdrahtet werden muss. So weiß man auch, auf welchen Pol die Strom-führende Ader muss. Wenn man auf die Kontakte der fertig montierten KUPPLUNG schaut, ist das die rechte Buchse. Bei der Montage ist das ja anders herum, also L bei der Kupplung dann links.
Die „dicke“ Buchse ist für die grün-gelbe Ader. Diese hat auch 2 Verschraubungen als zusätzliche Zugsicherung. Die Ader muss auch ein wenig länger sein, als die anderen Beiden, so dass diese im Notfall als letztes abreißt.
Verteiler-Klemmen für flexible Leitungen
WAGO hat da ein geniales Stück Technik im Angebot. Aus dem Hausbereich bestens bekannt, die „WAGO-Klemmen“, gibt es diese eben auch für flexible Leitungen. Zudem klickbar mit einem kleinen Hebelchen und somit mehrfach verwendbar. Erhältlich in verschiedenen Ausführungen, sprich mit verschieden vielen Eingängen. Es ist anzuraten, Klemmen zu verwenden, die einen Eingang mehr aufweisen, als eigentlich geplant ist. Ich habe die mit drei Eingängen verwendet. Hier werden die Leitungsenden wie sonst überall NICHT mit Aderendhülsen versehen.
Das Alles liest sich nun sehr trivial, kostet aber immens Zeit. Grade die Leitungszieherei, was wird über die Decke geführt, was unten rum. Ich selber bin ja nun nicht grade der große Planer, aber so ein Plan ist schon hilfreich 😉
230V Einspeisung über Wechselrichter
Damit die 230V Verbraucher auch Strom bekommen, wenn kein Landstrom verfügbar ist, braucht es einen Wechselrichter. In unserem Falle ein 1.000 Watt mit reinem Sinus. Dieser reine Sinus ist immer dann vonnöten, wenn induktive Lasten versorgt werden müssen, was beispielsweise bei einem Motor der Fall ist, siehe Waschmaschine.
Damit die Installation nun weiß, ob der 230V Strom vom Wechselrichter kommen soll, oder aber über Landstrom, braucht es ein Gerät zur Vorrangschaltung. Dieser Vorrang wird am Gerät auf Landstrom eingestellt. Sobald der CEE Stecker sitzt und das Womo Landstrom hat, schaltet die Vorrangschaltung alles auf Null, dann um auf Landstrom und dieser wird zum FI durch geleitet. Ansonsten bekommt der FI den Strom vom Wechselrichter.
Ergo wir die Zuleitung des Landstromes, als auch vom Wechselrichter, auf dieses Vorrangschaltungs-Gerät geführt und der Ausgang von eben diesem auf den FI. Man könnte nun auch noch ein zweites Relais einbauen, das dem Wechselrichter bei Landstrom den 12V-Saft abdreht, das spart den Ruhestrom des Wechselrichters.
Sicherheitshinweis
230V Installationen müssen von einem Fachbetrieb abgenommen werden VOR Inbetriebnahme!
Benötigtes Werkzeug
Akkuschrauber, Seitenschneider, Schraubendreher usw. Dieses sollte eigentlich alles im eigenen Werkzeugkasten zu finden sein. Auch ein Multimeter ist sehr hilfreich.
Warenbezug
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Link zur Privileg PWF X 74 A+++ Privileg PWF X 743
Link zur 3er Wagoklemme WAGO 221-413
Link zur CEE Wanddose Schwabe CEE-Caravan-Einspeisungsstecker
Link zum Sicherungskasten 12er Sicherungskasten
Link zum FI FI-Schutzschalter 2-polig Typ Alig Typ A
Link zum 16A Sicherungsautomat B16 Leitungsschutzschalter 1-polig
Link zum 10A Sicherungsautomat Sicherungs-Einbauautomat, 10A
Link zu Aderendhülsen 6mm² 100x Aderendhülsen unisoliert 6,0mm² / 12mm blank
Link zu Aderendhülsen 2,5mm² Aderendhülsen unisoliert blank 2.5mm² 100 St.
Link zur Aderendhülsen-Zange KNIPEX Crimpzange für Aderendhülsen
Link zur Abisolierzange JOKARI Abisolierzange Super 4 plus
Link zu 2,5mm² H07V-K Leitung blau Aderleitung – Einzelader flexibel hellblau
Link zu 2,5mm² H07V-K Leitung schwarz Aderleitung – Einzelader flexibel schwarz
Link zu 2,5mm² H07V-K Leitung grün-gelb Aderleitung – Einzelader flexibel grün-gelb
Link zu 6mm² H07V-K Leitung blau & schwarz Aderleitung – Einzelader flexibel 6mm²
Link zu 1.000W Wechselrichter ECTIVE SI 10 SINUS-INVERTER 12V
Link zu H-Tronic MPC1000 Umschaltstation Umschaltstation
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Link zum Überspannungschutz (inzwischen Pflicht) 10kA-20kA Überspannungsableiter
Die Kabelkanäle habe ich im Billig-Baumarkt um die Ecke besorgt für kleines Geld.